DIE DOPPELHELIX

Hochbau Entwurf - Masterarbeit

"Sonderpreis EUREF"  März 2015 

 

Erstprüferin Prof. Ute Frank

TU Berlin, Institut für Architektur Entwerfen und Baukonstruktion

Zweitprüfer Prof. Volker Staab 

TU Braunschweig, Institut  für Entwerfen und Raumkomposition

In Zusammenarbeit mit Elena Capatana

Bearbeitungszeit: Oktober 2014 - März 2015

 

Wettbewerb: Transformation, Bauen Im Gasometer Berlin Schöneberg

Ein Wettbewerb mit Einführungsworkshop des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2014/15

in Kooperation mit der EUREF AG für Studierende der Technischen Universitäten Berlin, Braunschweig

und Dresden sowie der Universität Kassel und der Hochschule der Künste Berlin.

 

Die Doppelhelix hat den "Sonderpreis EUREF" erhalten 

 

Perspektive von der Albertstraße
Perspektive von der Albertstraße

Bauen im Gasometer Berlin - Schöneberg. Die Aufgabenstellung umfasste die Planung eines Gebäudes innerhalb des Stahlgerüstes des Gasometers, welches gleichzeitig Wohnungen und der Wohnnutzung ergänzende Einrichtungen beherbergt.

In dem Entwurf „Die Doppelhelix“ wurden zwei Hauptthemen untersucht, ob es möglich ist den Gasometer zu bebauen und gleichzeitig die Sicht durch das denkmalgeschützte Gebäude aufzubewahren, sie zu umrahmen und seine Dreidimensionalität zu unterstützen. Zudem wurde analysiert, wie man den Schöneberger Kiez durch einen Neubau, einer Art Puzzlestück, städtebaulich ergänzen kann.

Das große Ziel dieses Projektes ist, den Gasometer zum Leben zu erwecken. Zum einen wird eine atmosphärische Übernahme vom Bestand in den Neubau geschaffen und zum anderen erhält er durch vielfältige Nutzungsmöglichkeiten einen öffentlichen Charakter.

Der Gasometer soll in vollendeter Form neu präsentiert werden und als besonderes Besucherobjekt hervorstehen. 

Der Gasometer befindet sich im östlichen Teil des EUREF-Campus in der Torgauer Straße 12 in Berlin Schöneberg. Mitte des 20. Jahrhunderts stieg der Gasbedarf der Berliner Bevölkerung bedingt durch die Illumination der Straßen und Wege deutlich an. Durch die stete Erweiterung auf viele Vororte und Nachbargemeinden führte diese zunehmende Nutzung von Gas dazu, dass 1871 erste Pläne für einen neuen Gasspeicher zwischen der Eisenbahnstrecke Berlin-Potsdam und der Ringbahn entstanden.

Ursprünglich wurden vier Gasometer auf dem Gelände der GASAG in Schöneberg errichtet, davon wurde aber nur der letzte, Nummer IV, bis heute erhalten. Die Ausführung wurde 1910 beendet. Als Niedrigenergiebehälter sollte der Gasometer den umliegenden Stadtteil mit Gas versorgen. 

Von dem Gasometer ist nur ein Tragskelett übrig geblieben. Es hat heutzutage keine Funktion mehr und steht als Symbol einer vergangenen Zeit, unter Denkmalschutz. 

Der Gasometer heute
Der Gasometer heute

Lageplan
Lageplan

Panorama Cafe

Wohnungen

Fitness

Hotel

Bibliothek

Technik

Kino

Foyer/Ausstellung

Schwimmbad


Die oben genannten Nutzungen sind das Ergebnis der Städtebaulichen Analyse. Ziel ist es mit dem Gasometer den Schöneberger Kiez zu ergänzen. Der Neubau soll das denkmalgeschützte Stahlgerüst zum Leben erwecken und es durch seine Umnutzung neu präsentieren und zum Zielobjekt umwandeln. Ein neuer Anziehungspunkt für Schöneberg wird geschaffen. 

Die Planung der Doppelhelix spricht für den ganzen EUREF Campus. Durch den Gasometer als Blickfang und Nutzungsobjekt, sind nicht nur die Angehörigen eingeladen, sondern auch Touristen und die Einwohner Berlins, sollen neben einer 360 Grad Aussicht die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten so wie Ausstellungsbereich, Kino, Schwimmbad und Fitnessstudio, Bibliothek, Ateliers, Hotel, Wohnungen und ein Panorama Cafe genießen können. 


ENTSTEHUNG

Wie in den Skizzen zu erkennen ist, wurde zuerst der Gasometer in seiner Form analysiert. Das runde Volumen wurde ausgefüllt und die Vor- und Nachteile wurden sofort sichtbar. Die Ziele, die aus den Volumenstudien entstanden, sind zum Kompass der Formfindung geworden. Der erste wichtige Punkt ist, dass die Sicht durch den Gasometer aufbewahrt werden muss, sie muss umrahmt werden und seine Dreidimensionalität muss erhalten bleiben, damit er seine starke Wirkung nicht verliert. Das sind die Hauptelemente, die den ganzen Entwurf begleiten und letztendlich die Doppelhelix entstehen lassen haben.

Das Sonnenlicht ist das zweite Element, dass das ganze Konzept gelenkt hat. Ein schlichter Innenhof oder zwei in der Mitte geteilte Gebäudeteile würden nicht ausreichen, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Der ausschlaggebende Punkt war die Idee der Rotation. Mit der Rotation, erfüllt das Gebäude alle Anforderungen, die von uns als Richtlinien gesetzt wurden. Das Licht, fließt durch den Innenhof, und die Öffnung des Innenhofs, der „Schlitz“, wandert mit dem Sonnenverlauf mit. Die Sicht durch den Gasometer wird auf eine spielerische Weise umrahmt und ein Zusammenspiel von Alt und Neu wird geschaffen. 

Die Ausrichtung der Rotation wurde nicht nur anhand der Sonne festgelegt. Der „Schlitz“ zwischen den zwei Teilen der Doppelhelix wurde an die Punkte der Stadt orientiert, wo der Gasometer in seiner gesamten atmosphärischen Wirkung bewundert werden kann. Einer davon ist die Albertstraße, wie in der Hauptperspektive zu erkennen ist. 

Perspektive aus dem Park
Perspektive aus dem Park
EG mit Umgebung
EG mit Umgebung
Perspektive im EG mit Blick auf einen der vier Eingänge des Gasometers
Perspektive im EG mit Blick auf einen der vier Eingänge des Gasometers

Der Gasometer liegt nicht im Zentrum des EUREF Campus, aber durch seine imposante Größe ragt er über die umliegenden Gebäude hinaus. Der Zugang zu der Doppelhelix soll sowohl durch das EUREF-Gelände als auch außerhalb davon gewährleistet sein.

Besucher sollen den Gasometer über den Cherusker-Park erreichen können. Um den Zugang zu erleichtern und den Park zu erweitern, wurde eine teilweise amphitheatrische Treppe geplant. Diese bildet die Verbindung zwischen dem Campus und der Umgebung und ist gleichzeitig als Verweilungsort gedacht. 

Wenn man in dem Lageplan hineinzoomt, in den Grundriss des Erdgeschosses erkennt man insgesamt vier Tore, die den Gasometer durchbrechen und Zugang zu dem Neubau verschaffen. Die zwei Tore, die bereits existieren, sind als Zugänge vom EUREF-Campus ausgelegt und bleiben erhalten. Zwei neue, die noch zusätzlich von uns vorgeschlagen werden, sind für die Besucher vorgesehen, die von dem Park aus über die geplante Treppe zum Campus gelangen.

Wenn man den Gasometer betritt, hat man die Möglichkeit einen Rundgang zu machen und sich durch die Ausstellung über den Campus zu informieren. Der Neubau kann durch zwei Eingänge betreten werden, die beide ins Foyer führen. Das besondere im unteren Bereich der Doppelhelix ist, dass man an verschiedenen Punkten des Erdgeschosses einen freien Durchblick zu der anderen Seite des Gasometers hat. Durch die Verglasung blickt man immer zuerst auf das im Untergrund liegende Schwimmbad und dann direkt auf die gegenüberliegende Stahlseite des Gasometers.

Das Foyer ist als Start- und Treffpunkt des Gebäudes geplant. Vom Foyer können alle Geschosse erreicht werden, entweder durch die zwei Kerne oder durch den Panoramafahrstuhl oder auch durch die internen Treppen die dort ihren Anfang haben.


In den Schnitten erkennt man die „zwei Welten“ der Doppelhelix. Diese zwei Bereiche unterteilen sich einmal in den unteren Teil des Gebäudes, der vom Stahl des Gasometers umrahmt wird und sich zum angelaufenen Stahl hinzu wendet und in den oberen Teil, der hauptsächlich eine überwältigende Aussicht gewährleistet, wobei der Blick erst an dem Gasometer-Gerüst vorbei schleift.

Die erste Etage, die sich über die „Stahlwanne“ hinauszieht, befindet sich im 5. Obergeschoss. In 16.5m Höhe, erstreckt sich eine Parklandschaft, inspiriert vom Park mit den Ellipsen südöstlich des EUREF Campus. Der Park teilt die Ebene mit den Arbeitsplätzen der Bibliothek und bietet den Besuchern einen Spaziergang im Gasometer auf eine Höhe, wo sowohl eine Aussicht von Berlin, als auch die Sicht des Gasometergerüstes von innen und auf voller Höhe genossen werden kann.

Über dem Park erheben sich die nächsten 16 Geschosse, die sich um die Erschließungskerne drehen und die Doppelhelix bilden. 

Schwimmbad

UG

13.OG

17.OG

Foyer & Ausstellung

EG

Hotel

6.OG

Fitness Studio

10.OG

18.OG

Kino

7.OG

15.OG

19.OG

Bibliothek

8.OG

Wohnungen

16.OG

Panorama Cafe


Das unglaublich simple Tragwerk, ermöglicht einen freien Grundriss im oberen Teil des Gebäudes, der sich durch alle Etagen durchzieht und sich jeder Nutzung anpasst. Frei von Trennwänden und mit einer „runden“ Aussicht Berlins, gestalten sich alle oberen Etagen, die sich über der „Stahlwanne“ des Gasometers hinaus erstrecken. Mit den zwei Erschließungkernen als einziges vertikales Element, und dem versteckten Gebäuderaster, ist jede Etage individuell. Mal ist der rechte Teil, mal der linke Teil breiter, somit finden alle Nutzungen, eine geeignete Etage um sich zu entfalten.

Die Wohnungs- und Hoteletagen können durch diese Freiheit individuell gestaltet werden. Für Singles, Paare oder größere Familien können unterschiedlich große Rastereinheiten zusammengeführt werden. Die Arbeitsplätze der Bibliothek und das Panoramacafé sind die einzigen Etagen, welche nicht vom Erschließungskern unterbrochen werden. Diese bestehen aus einen Großraum, der sich an diese öffentlichen Nutzungen anpasst. Dagegen ist das Fitnessstudio in der Mitte der Doppelhelix platziert, sodass der Kern die Etagen in zwei Teile teilt. Ein größerer Bereich mit Geräten und ein kleiner Kursraum.

Der untere Teil des Neubaus besteht hauptsächlich aus Nutzungen, die kein Sonnenlicht benötigen, wie ein Kino und eine Bibliothek, deren Bücher geschützt werden müssen.

Durch den Abstand von 12 Metern vom Gasometerstahl, scheint das Sonnenlicht direkt auf den Ausstellungsbereich im Erdgeschoss und hellt den angelaufenen Stahl auf, sodass das ganze Foyer von der Atmosphäre des Gasometers umhüllt wird. Durch die Glasflächen, beeinflusst der Gasometer das neue Gebäude atmosphärisch sehr stark, und der Entwurf wurde so konzipiert, dass die Doppelhelix ohne den Gasometer nicht existieren kann. 

Perspektive aus dem Innenhof
Perspektive aus dem Innenhof

Und wie steht dieses Gebäude ? 

Das Tragwerkskonzept beruht auf einem simplen Konzept. Es gibt zwei Fachwerke, eines an der Außenfassade und eines im Innenhof. Beide Fachwerke erstrecken sich auf der ganzen Fassade und haben zusätzlich noch Zugstäbe in dem Bereich wo das Gebäude seitlich auskragt.

Die Fachwerke werden von den Erschließungskernen ausgesteift, da das die einzigen vertikalen Wände sind, die von oben bis unten gerade durchgehen und somit die ganze Konstruktion stabilisieren. Zusätzlich kommen noch die Geschossdecken dazu, die sich im Uhrzeigersinn um die Kerne drehen und die innere Fassade, die das innere Fachwerk umhüllt und das Versorgungsnetzwerk mit den Leitungen bildet. Dieses Konzept gibt vor, dass alle Nebennutzungen, wie WC und Küche, an die innere Fassade angesiedelt sind. Daraus folgt natürlich, dass die verglaste Außenfassade die Aussicht für Wohnzimmer, Schlafzimmer und Arbeitszimmer aufbewahrt.

Das Fachwerk und seine Struktur ist von dem Gasometer selbst inspiriert. Es übernimmt sowohl die Höheneinteilung des Gasometers, wie auch den vorgegebenen Winkel der Stahlkonstruktion, der für die Neigung der Rotation übertragen wird. Somit werden die Decken des Gebäudes an dem Gasometer angepasst. Die drei Geschosse der Doppelhelix sind genauso hoch wie eine Ringhöhe des Stahlskeletts.

Am Ende ergibt der Neubau ein einheitliches Bild mit der bestehenden Struktur und bildet ein nahezu verflochtenes Gebäude, was Alt und Neu verschmelzen lässt. Eine Struktur, die alles kann und gleichzeitig Qualitäten bildet. 



Perspektive aus einer Wohnung im 18. Geschoss
Perspektive aus einer Wohnung im 18. Geschoss

ENERGIEKONZEPT

Nachdem das Gebäudekonzept entwickelt wurde, begann die Recherche nach einem geeignetem Energiekonzept. Photovoltaik-Anlagen oder Solarenergie bilden für dieses Gebäudekonzept keine Lösung, da die Dachfläche von 700qm im Vergleich zu der Nutzungsfläche zu gering ist. Die Solaranlagen auf dem Dach decken lediglich 16,6% des Energiebedarfs. Somit würden nur 4,5 von 8 Wohnetagen oder 3,5 von 4 Hoteletagen ausreichend versorgt werden.

Jedoch bietet sich trotzdem eine Möglichkeit der regenerativen Energienutzung an. Das Heizen und Kühlen mittels Hybridlüftung, also eine Ausstattung mit Heiz- und Kühldecken, kann durch eine Wärmepumpe mit Erdsonden realisiert werden. Bei der Betrachtung des EUREF Campus stellt sich heraus, dass Erdwärme eine geeignete Lösung für die gesamte Umgebung darstellt. Zusätzlich dazu bietet sich der Campus für eine Tiefengeothermiebohrung an. Im Sommer ist die Umweltenergie direkt zu verwenden, lediglich zur Verteilung von Kühlenergie muss zusätzlich Energie aufgewendet werden. Im Winter erhöht eine Wärmepumpe die vorhandene Temperatur der Umweltenergie auf das benötigte höhere Niveau.

Das Gebäude soll ein „aktives Haus“ werden mit reichlich Tageslicht, komfortablem Innenraumklima und hoher Raumluftqualität. Energie wird in der Doppelhelix durch eine Bauteilaktivierung gespart. Das Gebäude hat große Übertragungsflächen und kann mit regenerativ bereitgestellter Wärme und Kälte geheizt und gekühlt werden. Noch dazu wird durch die intelligente Fassade mit den öffenbaren Fenstern eine natürliche Belüftung des Hochhauses erzielt, was dazu führt dass keine Lüftungsanlagen für den oberen Teil benötigt werden.

Die komplett verglaste Außenfassade wird zum Teil durch den Gasometer selbst, sowie durch die integrierte Sonnenschutzverglasung verschattet. Ergänzend ist die Lage des Gebäudes so gelegen, dass die Südfassade hauptsächlich durch den großen Schlitz der Doppelhelix aufgefangen wird, sodass nahezu keine direkte Südfassade in diesem 360 Grad-Gebäude tatsächlich existiert. Dadurch wird das intensive Sonnenlicht in den Innenhof des Gebäudes hinein geleitet.

Direkt neben dem Gasometer gibt es ein Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme im Überschuss produziert. Da auf dem Campus bis jetzt nur Bürogebäude stehen, wird ein Teil des Stromes abgenommen, aber kein Warmwasser. Der Neubau unterstützt das Blockheizkraftwerk, vorwiegend mit organischen Haushaltsabfällen die durch die Nutzung des Gebäudes produziert werden. Mit der Erdenergie, wird der EUREF Campus ergänzt, und jegliche produzierte regenerativen Energien werden von der Umgebung und dem Campus selbst aufgefangen. So schließt sich der energetische Kreis auf dem EUREF Gelände, das Gebäude ergänzt den Campus und somit die ganze Stadt. 

KONTAKT

 

Nefeli Konstantopoulou

Fraunhoferstr. 22

10587 Berlin

 

Tel:  0176-3151 2014

 

mail: nefi_klou@yahoo.de